Das Jahr 2023 im Zeichen der (Energie-) Unabhängigkeit
von Bernd Klane, 2023
TEIL 1 : Einführung
Anhand einiger markanter Ereignisse wurde 2022 offensichtlich, dass der bisherige Kurs in der Energiewende – also wie wir Energieversorgung und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen der Erde in eine Harmonie bringen wollen – nicht auf einer schlüssigen Strategie basiert. Es fällt schwer, in dem bisherigen Vorgehen der Regierungen überhaupt einen klaren Willen zu einer globalen Ökologie zu erkennen.
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Die Strompreise für Neuverträge verdoppelten sich in der BRD 2022 vorübergehend, angeblich weil sich Erdgas erheblich verteuerte. Dabei trägt Erdgas mit nur 13% zur Stromerzeugung bei. Inzwischen pendelt sich der Strompreis wieder auf einem Niveau ein, das etwa 20% über dem Vorjahr liegt. Wohin fließen diese Übergewinne für die gleiche Dienstleistung?
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Das Europaparlament stufte Kernkraftwerke als nachhaltige Energiequelle ein, falls ein Plan vorgelegt wird, wie man (wer eigentlich?) ab 2050 die Endlagerung beginnen will.
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Das Europaparlament stufte Erdgaskraftwerke als nachhaltige Energiequelle ein, falls die Absicht besteht, diese ab 2035 mit klimafreundlichem Gas zu betreiben.
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Die Zertifizierungskriterien für ein klimaneutrales Produkt wurden von der wissenschaftlichen Basis abgekoppelt. Zur Kompensation von CO2-Emissionen reicht es nun aus, einen Wald auszuweisen, den man nicht abholzt. Aus einer chemisch-biologischen Bilanzierung heraus gedacht muss jedoch ein bisher gar nicht existenter Wald herangezogen werden, um CO2 aus der Atmosphäre zu binden und eine Freisetzung an einem anderen Ort zu kompensieren.
Brauchen wir ein Nachjustieren der Energiewende oder ist das Ziel noch gar nicht klar?
Gerade die ersten drei Ereignisse kommen dabei nicht überraschend für denjenigen, der mit Sachverstand für Energiewirtschaft und mit Kontinuität den Gang der Jahrzehnte verfolgt hat. Bernd Klane schrieb im Jahr 2018 einen Artikel darüber, wie durchschaubar widersinnig und ablenkend die damalige Diskussion um den vermeintlichen Ausstieg aus der Kohleverstromung war. Es lohnt sich, diesen Artikel inklusive seiner Aktualisierung von 2023 zu lesen und damit zu verstehen, dass wir in den oben aufgezählten Ereignissen heute die logischen Konsequenzen aus einer in sich nicht konsistenten Politik erleben und keineswegs unvorhersehbar von Folgen des Ukraine-Krieges überrascht werden. Der Ausstieg der BRD aus der Kernkraft wurde im letzten Jahrzehnt nicht vorbereitet und ist deshalb auch nicht ohne Strom-Unterversorgung durchführbar.
Wenn wir hier von Politik und Regierung schreiben, sollte man nicht nur auf die Personen schauen, die Posten in der Regierung innehaben und diesen die Schuld hinschieben. Diese Personen oder Ministerien arbeiten nicht in einem luftleeren Raum und können nicht nach Gutdünken große Weichenstellungen verfügen. Vielmehr sehen wir auf das gesamte Zusammenwirken von Bevölkerung, Wirtschaftslenkern und Volksvertretern, das in einem Zustand ist, in dem keine zusammenhängenden, weitreichenden Entscheidungen und Umsetzungen mehr möglich sind. Dafür thronen Gewinnsucht und Partikularinteressen zu souverän über substanzvollen Gedanken für eine vernunftbasierte Zukunftsgestaltung.
Der substanzvolle Gedanke im Gegensatz zum Slogan
Um den Blick dafür zu schärfen, wie sich ein substanzvoller Gedanke von einem Slogan oder einem ideologischen Motto unterscheidet, werden hier zwei Beispiele vorausgeschickt. Es wurde die Energiewende in den letzten Jahrzehnten unter anderem mit dem Slogan „Die Sonne schickt keine Rechnung“ gepusht. Sachlich ist das richtig. Welche Emotionen befeuert diese Slogan jedoch? Wer als Investor über Kapital verfügte und zuverlässige Einnahmen in der Zukunft generieren wollte, hat diese Anregung aufgegriffen, in Anlagen investiert und kann heute kräftige Rechnungen schreiben, genauer gesagt braucht er gar keine Rechnungen schreiben, das hat der Staat über das EEG beziehungsweise der lokale Versorger für ihn übernommen und überweist zuverlässig weiter (siehe oben Pkt 1.).
Ein Slogan hat das Merkmal, dass er den Verstand beim Zuhörer überspringt, Emotionen, Hoffnungen und Triebe befeuert und sich dadurch leicht und nicht kritisierbar verbreiten lässt. Auch ein weiterer Slogan hat sich über die Nutzung der Emotionalität am Verstand vorbei tief in die Köpfe eingegraben: Die Sonne schickt unendlich viel Energie auf die Erde. Welche Wirkung hatte dies auf die Menschen? Es ist leicht zu durchschauen, dass jeglichem Energiesparen, jeglicher strukturellen Umstellung im Konsumverhalten der Boden entzogen und ein „Weiter so“ als Zukunftsmotto genährt wurde. Nährboden für die schnelle Verbreitung war die Verlustangst in der Wohlstandsgesellschaft, dass nachhaltig zu wirtschaften bedeuten würde, den Lebensstandard einschränken zu müssen. Bis hin in die Hochschulen und Think-Tanks hat sich dieser Slogan in den Köpfen verankert. Es ist noch heute schwer, auf Fachkongressen oder in Fachzeitschriften dieser eher emotionalen Sichtweise ihre Macht zu entziehen. Über diese Schwierigkeiten kann man detaillierter u.a. in einem jüngst erschienenen Fachbuch nachlesen.
Das, was wir in der Energiewende umgesetzt haben und das, was wir noch nicht angegriffen haben, spiegelt tatsächlich vielfach Slogans wie diese wider. Unsere Beispiele in den Fortsetzungsteilen werden noch illustrieren, wodurch sich ein solider, substanzvoller Gedanke auszeichnet und worin die Macht des Slogan besteht: Auf „den Zug des Slogan kann man schnell einmal aufspringen“, ohne persönlich eine Verbindlichkeit einzugehen. Substanzvolle Gedanken haben eine solche Ausstrahlung von Klarheit und Unbestechlichkeit, dass der Mensch innerlich die Forderung einer persönlichen Konsequenz spürt, die mitunter unbequem sein kann.
Global nachhaltig Wirtschaften: Eine Anforderung ohne geschichtliches Beispiel
Philosophen unserer Zeit prägten für unsere Epoche die Bezeichnung Anthropozän. Dies drückt in Anlehnung an die Benennung geologischer Epochen (z.B. Holozän) aus, dass die Menschheit inzwischen der signifikanteste Gestalter der Erdentwicklung ist. Wenn sich Wissenschaftler später einmal fragen, was in diesen Jahrhunderten das Gesicht der Erde geprägt hat, so werden sie die Tätigkeit des Menschen im Vordergrund sehen. Diese verantwortungsvolle Rolle hatte der Mensch in der Erdgeschichte unseres Wissens noch nie und er hat weder Erfahrung damit noch ist er darauf innerlich vorbereitet. Er wird dies nun lernen – auch anhand seiner Fehlgriffe und Versäumnisse. Wenn vor 2000 Jahren die römische Kultur in Gewinnsucht und Kurzsicht die Apennin-Halbinsel wegen Holzbedarf rodete und damit den ariden Charakter des Italiens von heute prägte, konnte das den damaligen Chinesen gleichgültig sein. Heute sind die Eingriffe des menschlichen Wirtschaftens derart intensiv und die Menschheit ist so weit angewachsen, dass wir die Lebensbedingungen für die gesamte Erde gestalten.
Während wir im Büro für Regenerative Heizungstechnik Projekt für Projekt versuchen, unsere Zukunftsvorstellungen mit den uns greifbaren Möglichkeiten umzusetzen, sehen wir parallel dazu größten Bedarf, ein Bewusstsein dafür zu bilden, welchen Wert die angesprochenen substanzvollen Gedanken für eine vernunftbasierte Zukunftsgestaltung innehaben. Erst wenn eine genügende Anzahl von Bürgern an dieser Gedankensubstanz arbeitet, wird sich die Politik auf einem tragfähigen Boden bewegen und Partikularinteressen und Gewinnsucht auf die angemessenen Plätze verweisen können. Zu jeder Zeit haben Menschen wegweisende Gedanken für die Zukunft geprägt und diese durch Wirken ihrer Person vertreten. Es braucht immer einen Menschen, der diesen Gedanken aus der Vielfalt der Möglichkeiten herauskristallisiert und durch sein Handeln selbst zum Ausdruck dieses Gedankens wird.
TEIL 2 : Klaus Töpfer
Klaus Töpfer wurde 1938 geboren, studierte Volkswirtschaft und wurde ein bedeutender deutscher Politiker (CDU).
Er war unter anderem von 1987 bis 1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der Regierung von Helmut Kohl und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Bis 1998 war Töpfer Mitglied des Deutschen Bundestags und war zugleich einer der Vorsitzenden des Nationalen Begleitgremiums, das gemäß dem Standortauswahlgesetz in Deutschland die Suche nach einem Standort für Endlager für hochradioaktive Abfallstoffe begleitet. Noch in jüngster Zeit hatte er führende Aufgaben in Gremien und Institutionen, die sich mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz befassen.
Wir erwähnen Klaus Töpfer hier, weil er für uns recht früh konsequent und unverstellt Umweltschutzbelange vertreten hat und sich bis heute kreativ für Themen rund um Ökologie einsetzt. Weitere Details kann man zum Beispiel in einem Artikel des Südkuriers lesen.
Wie können wir heute für die Zukunftsgestaltung Kraft aus der Beschäftigung mit einer Persönlichkeit wie Klaus Töpfer ziehen? Schauen wir dafür kurz auf unseren Umgang mit der ungelösten Endlagerfrage unseres seit den 1950er Jahren angesammelten Atommülls. Wie kommen wir mit dieser Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft betrifft, voran?
2017 hat die Regierung die Betreiber der Kernkraftwerke von der Verantwortung für die Lösung freigesprochen. Diese hatten jahrzehntelang Rücklagen über 24 Milliarden Euro gebildet, die die Bundesregierung in diesem Zug eingestrichen hat. Der Bund übernahm die Verpflichtung, sich nach weiteren Erforschungen 2031 für einen Endlagerstandort zu entscheiden und diesen 2050 in Betrieb zu nehmen. Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung beurteilt aber schon heute die Planungen als viel zu optimistisch. Im Sommer 2024 liegt eine Studie vor, die den Zeithorizont um weitere Jahrzehnte nach hinten verschiebt. Die Arbeiten am vorgesehenen Endlager Gorleben wurden eingestellt, da es keine Erfolgsaussichten mehr gab.
Damit wir heute zu einem realistischen Selbstbild über die Qualität unseres Handelns im Tätigkeitsfeld Atom-Endlager gelangen, kommt uns ein markanter Gedanke von Klaus Töpfer wegweisend vor. Auch auf die Qualität der in Teil 1 genannten vier Maßnahmen sollte aus der Perspektive dieses Gedankens geschaut werden. Er wirkt unmittelbar klärend für die Beurteilung einzelner Maßnahmen und eröffnet einen großen Antrieb für die Entwicklung einer tatsächlich nachhaltigen, gerechten Wirtschaftsweise:
„Solange man den Vorteil (einer Wirtschaftshandlung) von dem Nachteil trennen kann, wird es keinen wirklichen Umweltschutz geben.“ (Klaus Töpfer)
TEIL 3 : Mohandas K. (Mahatma) Gandhi
Mohandas K. Gandhi (1869 bis 1948) setzte sein Leben in den Dienst der Befreiung Indiens aus der britischen Kolonialherrschaft. Aus einem spirituellen Weltverständnis heraus wollte er diesen Fortschritt ohne Gewaltausübung erreichen. Wie kann man sich ohne Gewaltanwendung gegen den Willen der gewaltausübenden Weltmacht Britanniens durchsetzen? Gandhi sah dafür eine innere Transformation der Bevökerung als Grundlage. Diese war auch auf das Gebiet des Wirtschaftens anzuwenden und so wollte er bei den Indern den Wunsch nach Autarkie und Gewaltlosigkeit auch im Wirtschaftsleben stärken. Nicht große Wirtschaftstheorien, sondern Prinzipien, die von jeder Hausfrau, jedem Bauern und jedem Händler von Innen heraus gepflegt werden konnten, verfolgte Gandhi. So sollte nicht nur das britische Herrschaftssystem untergraben werden, sondern weit darüber hinausgehend sollte jede Arbeit des Einzelnen ein wahres Selbstwertgefühl gründen.
Gandhi nannte dieses Prinzip, das er auch aus spirituellen Studien ableitete, swadeshi. Im Wirtschaften heißt swadeshi so viel wie alle Menschen aus dem eigenen Land heraus mit dem Notwendigen zu versorgen und möglichst viele Menschen in sinnvolle Arbeit einzubinden. Jedem Einzelnen sollte auch dadurch Kraft zufließen, indem er sich durch Genügsamkeit gegenüber unnötigem Konsum möglichst frei vom Einfluss großer Wirtschaftsströme halten würde.
„Swadeshi ist der Geist in uns, der uns antreibt, uns einzuschränken und nur die unmittelbare Umgebung zu gebrauchen und ihr zu dienen, unter dem Ausschluß von weit Entfernten“.¹
Wichtig scheint uns, zunächst den tieferen Hintergrund dieses Prinzips zu erfassen und nicht sofort zu versuchen, es wörtlich umzusetzen bzw. es als undurchführbar zu verwerfen.
Wie können wir heute die von Gandhi verwendeten Begriffe Umgebung und dienen im Geist von swadeshi auffassen? Ging der Blick von Gandhi damals in die örtliche Umgebung, da es den Menschen nur so möglich ist, sich über eine innere Beziehung mit der Umwelt, den Mitmenschen und Tieren verbunden zu fühlen und diese Verbundenheit auch zu einem seelischen Verantwortungsgefühl wachsen zu lassen? Auf alle Fälle ist es leichter, die „Nebenwirkungen“ und die Mängel des eigenen Wirtschaftens zu erkennen, wenn diese durch die Umgebung wiedergespiegelt werden. Gibt uns die Möglichkeit der Globalisierung aber nicht auch positiv nutzbare Handlungsoptionen? Vielleicht sollten wir heute den Begriff der Umgebung so interpretieren, dass auch zu weiter entfernten Regionen eine Handelsbeziehung zukunftsfähig ist, wenn wir selber durch eine aktive, wahrnehmende Beziehung eine räumliche Distanz und evtl. vorhandene kulturelle Unterschiede überbrücken. Der ausufernde Handel mit Zertifikaten und Siegeln soll uns Naturverträglichkeit und fairen Handel ausdrücken. Dieser Handel ist jedoch darauf zu prüfen, ob er echte Beziehung schafft oder – wie im ersten Teil des Beitrags beschrieben – eher eine Systematisierung der Entfremdung darstellt.
Mit dem Begriff des Dienens sollten keinesfalls Assoziationen des mühsamen, freudlosen Knechtens anklingen, welche außerdem das eigene Bewusstsein mehr oder weniger ausklammern. Wenn wir uns heute in dem Zeitalter sehen, in dem der Mensch durch seine Bevölkerungszahl und seine maschinengestützte Handlungskraft das Gesicht der Erde neu formt, so können wir das kreative Potential des eigenen Bewusstseins in den Dienst eines wachsenden Verstehens der Naturreiche² stellen. Schon antike Philosophen hielten den Menschen als Anregung vor Augen, dass die Erde sich durch den Menschen mitentwickelt und nicht auf einem Status Quo eines angeblichen Naturzustandes konserviert werden will.
Die beschriebenen Prinzipien sind in den Umweltbemühungen der letzten Jahrzehnte keineswegs neu. Neu wäre unter Umständen, Gandhis Verständnis von Geist und Antrieb eigenständig zu erforschen. Eine innere Kraft und eine persönliche Beziehungsfähigkeit wächst dem Einzelnen zu, wenn er Originaltexte von Mohandas K. Gandhi oder auch z.B. eine geeignete Biografie liest.
Leseempfehlung:
1) Heimo Rau : Mahatma Gandhi – In Selbstzeugnissen und Bildern, ISBN 13: 9783499501722
2) Zeitgemäße Darstellung der Erd- und Naturentwicklung: Rudolf Steiner : Erde und Naturreiche, Verlag Freies Geistesleben
TEIL 4 : Welche Art von Unabhängigkeit brauchen wir zugunsten künftiger Generationen?
Die Turbulenzen um das Gebäude-Energie-Gesetz GEG haben in den Monaten Juni und Juli 2023 gezeigt, dass es für eine nachhaltige Wärmeversorgung kein schlüssiges Konzept gibt, das der Komplexität der Situation gerecht wird. Die zwischendurch favorisierte Luft-Wasser-Wärmepumpe ist bei weitem nicht für alle Standorte und Gebäude geeignet und verbraucht erhebliche Strommengen. Ähnliches gilt für die Stromversorgung und die Energieversorgung der Mobilität.
Von was genau sollten wir in der BRD uns unabhängig machen, um die Umgestaltung der Energiewirtschaft nachfolgenden Generationen zu erleichtern?
- Unsere Gesellschaft sollte sich möglichst unabhängig machen von Energiequellen und Energieträgern, die aus weit entfernten Ländern über lange, aufwändige Wege zu uns transportiert werden und vielfältige, verlustreiche Umwandlungsschritte durchlaufen. Wenn wir heute eine Wasserstoff-Strategie für die nächsten Jahrzehnte entwerfen, fällt jedem Fachmann sofort auf, wie wertvoll (und teuer) in Zukunft die Energie aus Wasserstoff sein wird, und weiterhin dass sie nicht für alle verfügbar sein wird. Wenn wir für die Zukunft auf derart teure Energie setzen, wird dies ein ganz natürliches Sparverhalten in Gang setzen. Mit diesem Sparen können wir aber schon heute beginnen und dadurch eine Umgestaltung der Energielandschaft erleichtern. Wenn man die High-Tech-Variante Wasserstoff (Solaranlagen in Namibia — Elekrolyseure — Wasserstoffverflüssigung bei -253 °C oder Umwandlung in Derivate — Tankschiffe mit vakuumisolierten Tanks — Umtanken an Spezial-Terminals-Verstromung in eine Brennstoffzelle — evtl. Stromantrieb einer Wärmepumpe zur Wärmeerzeugung) vergleicht mit der technisch optimierten Verbrennung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft für die ländlichen Regionen, erkennt man leicht das Ungleichgewicht zwischen einer unangebrachten Technikgläubigkeit und einem natürlichen Pragmatismus. Wir im Büro für Regenerative Heizungstechnik betrachten es als wirtschaftspolitische und ökologische Kapitulation der BRD, sich von der USA Flüssigerdgas aufzwingen zu lassen, welches obendrein überwiegend aus Fracking stammt, und eine bislang anhaltend gut funktionierende Erdgas-Versorgung mit Russland aufzugeben (beispielhaft zwei Kurzsendungen des NDR vom Mai 2018 und vom Februar 2019).
- Unsere Gesellschaft muss sich davon unabhängig machen, Wege einzuschlagen, die uns alle in einem Fortschrittsgefühl wiegen, aber nachfolgenden Generationen die Lösung der damit akzeptierten Probleme aufbürden. In Teil 2 wurde bereits dargestellt, wie wir das Problem Endlagerung von Atommüll verschieben (nicht vor 2070, Tendenz eher später). Wir sind zu einer Verlagerungsgesellschaft in großem Stil geworden….später….irgendwo anders…irgend jemand anders. Thema Großspeicher: Weder die Bundesregierung noch die Energiewirtschaft bestreiten die Notwendigkeit großer Stromspeicher, um die Stromwende voranzubringen. Dafür setzt man gerne auf kostspielige Zukunftsvisionen wie Wasserstoff mit einem Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren. Heute aber beurteilt man ein Pumpspeicherkraftwerk als unwirtschaftlich und legt es still, nämlich das Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha bei Dresden im Sommer 2023. Einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in die Sanierung zu investieren erscheint absolut sinnvoll, wenn man zusätzlich bedenkt, dass das Pumpspeicherkraftwerk vorhanden ist und es an Großspeichern enorm mangelt.
- Wir alle müssen uns von dem Gefühl unabhängig machen,
dass ein Alltag mit begrenztem Energieverbrauch eine Minderung von Lebensqualität bedeutet und deshalb eine großtechnische, zentralistisch gesteuerte Energiewirtschaft Versorgungssicherheit garantieren muss. Einerseits verlieren wir dadurch das zusammenhängende Denken, den Versorgungsweg von der primären Quelle bis zum Ort der Nutzung zu überschauen und selbstständig zu beurteilen. Andererseits verlieren wir die Freiheit, in manch einer Verbrauchsgewohnheit die Kompensation einer Lebensunzufriedenheit zu erkennen, an die man ganz anders herangehen müsste. Dies hat in nachvollziehbarer Weise zum Beispiel Erich Fromm in seinem Buch Haben oder Sein ausgeführt und wegweisende Perspektiven für die Zukunft beschrieben.
- Wir müssen uns von der Vorstellung unabhängig machen, dass eine künstlich definierte, sich selbst abgrenzende Wissenschaftswelt den Zustand der Erde über einzelne Zahlenparameter wie mittlere Temperatur oder CO2 – Konzentration mitteilen kann und uns lediglich die Beeinflussung der Parameter zur Abhilfe vorgibt. Die Parameter sind nur der Teil des Problems, den wir messen können. Über die einseitige Entwicklung von Wissenschaft, die mit der Industrialisierung begonnen hat, über die „schmale Rolle“ des Menschen innerhalb der Wissenschaft hat die Menschheit nahezu vergessen, was der Mensch eigentlich wirklich ist und welche Bedeutung ihm zukommt.
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