Der Autor dieses Buches ist Professor für Regenerative Energien und hat als promovierter Physiker mehr als 15 Jahre bei Siemens die gesamte Bandbreite der von der Energiewende betroffenen Industriebranchen in verschiedensten Positionen miterlebt – von der Automatisierung ostdeutscher Braunkohlekraftwerke  und der Automobilfertigung bis hin zum Aufstieg und Fall der deutschen Solarindustrie. Manche seiner Betrachtungen aus verschiedenen Perspektiven ergeben überraschende Aspekte und räumen auf mit gut gemeinten, aber in der Realität wenig wirksamen Vorschlägen zum Klimaschutz. Interessant sind auch die Betrachtungen welche psychischen Schwächen des Menschen in der Energiewende eine Rolle spielen.

Springer Verlag, ISBN 978-3-658-30277-1

Die Notwendigkeit eines inneren Fortschritt unserer Industriegesellschaft, die u.a. im Buch „Faktor Fünf“ von den Kollegen v.Weizsäcker, Hargroves und Smith jüngst gefordert wurde, hat bereits in den 1970er Jahren Erich Fromm in seinem Buch Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ beschrieben. Seine Darstellung zeigte damals schon, wie unsere materialistische Fortschrittsgläubigkeit das Individuelle im Menschen, das Zusammenleben der Menschen und auch unsere Umwelt schädigt. Weitgehend unbemerkt ist dies in vielen kleinen Schritten für uns längst zur Normalität geworden. In dieser Normalität bewerten wir Schäden in Kennzahlensystemen (CO2-Gehalt, Zielvorstellung 2-Grad Erwärmung etc.), nehmen aber kaum noch die Zerstörung und das unmittelbare Leid wahr.
Fromms Blick auf die seelische Seite des Menschseins mündet in die Beschreibung eines individuellen Entwicklungsschritts vom Haben zum Sein. Ohne Schritte in diese Richtung wird unsere Gesellschaft die Vorschläge von v.Weizsäcker, Hargroves und Smith aus „Faktor fünf“ kaum zur Umsetzung bringen. Dafür wird es viel mehr Entschlossenheit brauchen.
Ernst Ulrich von Weizsäcker fasst mit den Kollegen K.Hargroves und M.Smith in dem Buch „Faktor fünf“ aktuelle Erkenntnisse über die Auswirkungen unserer Wirtschaftsweise auf die Ökologie der Erde zusammen und stellt aus allen Lebensbereichen Beispiele für die Entwicklung eines nachhaltigen Lebens zusammen. Trotz der vielen dargestellten Projekte der Hoffnung sprechen sie aber auch die Notwendigkeit eines inneren Fortschrittes der Menschen an.
 
Diese Notwendigkeit eines inneren Fortschritts unserer Industriegesellschaft wurde bereits in den 1970er Jahren von Erich Fromm in seinem Buch Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ beschrieben.
Die Folgen einer gefährlichen Abhängigkeit
Wie hat der Erdölboom unsere heutige Industrie- und Konsumgesellschaft geprägt? Das fossile Zeitalter begann mit der Kohle im 18. Jahrhundert und intensivierte sich durch die Erdölindustrie im 19. bzw. insbesondere im 20.Jahrhundert.
 
Eindrücklich beschreibt der Autor den Beginn und Verlauf des Erdölzeitalters bis heute, den Kampf ums Erdöl in der Weltpolitik und in Europa. Sowohl der Wohlstand, der auf der industriellen Nutzung der fossilen Brennstoffe basiert als auch die Grenzen des Wachstums, die Grenzen des sog. Erdölrausches, der Europa in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts erfasst hatte, kommen zur Sprache.
 
Das Verständnis der Machtstrukturen und der Marktmechanismen ist um so aktueller, da Deutschland gerade auf dem Weg in das neue „Erdgaszeitalter“ ist, während der öffentliche Schein die Energiewende zu den Erneuerbaren in den Vordergrund der Diskussion stellt.
 …wir betreiben Naturschutz mit den Mitteln des Kapitalismus. Das kann nicht gutgehen.“ Hier geht es zum Originalartikel aus ZEIT-online vom 04.04.2016.
 
Wie kommt die Industriegesellschaft voran auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit? Täglich lesen wir hochoptimistische Berichte über erreichte Meilensteine zu diesem Ziel, während fachkundiges Recherchieren ein ganz anderes Bild offenlegt:
Produkte  und Verfahren rund um die Energiewende sind zu einem ökonomischen Erfolgsmodell geworden. Hunderte von Milliarden Euro wurden dabei weitgehend unerkannt allein in Deutschland verschoben und neue Institutionen werden gegründet – ein Riesengeschäft rund um EEG und Co.
Wir erreichen zu wenig. Aus Sicht der Umwelt bilanziert bleibt das dringend notwendige Ergebnis aus: die Belastungen und der Raubbau an der Natur nehmen selbst im ökofortschrittlichen Deutschland bei präzisem Hinschauen gar nicht signifikant ab, sondern akkumulieren sich praktisch ungebremst.
 
Die gewachsene Einsicht und der Wille zu nachhaltiger Lebensweise werden zunehmend umgelenkt für die Generierung neuer Märkte und Produkte, die sich aber offensichtlich von den ursprünglichen Notwendigkeiten entkoppelt haben.
 
Der Artikel von Harald Welzer macht die gesellschaftlichen und soziologischen Aspekte verständlich, die eigentlich naheliegende Schritte zu Nachhaltigkeit bremsen.