von Bernd Klane, 05/2019

Auf dieser Seite skizzieren wir wichtige Aspekte und Hintergründe des Zeitgeschehens und zeigen, welchen heute noch unterbewerteten Beitrag der Einzelne im Denken und Handeln für die Energiewende leisten kann. Insbesondere wollen wir die weit verbreitete Erwartung relativieren, der technische Fortschritt allein würde unsere Probleme lösen. Viel wichtiger erscheint uns die Frage: Was hält uns heute ab, das für sinnvoll und wichtig Erkannte umzusetzen?

Kurz gesagt stehen wir vor der Aufgabe, den Umgang mit Energie derart umzugestalten, dass wir :

von endlichen Ressourcen wie Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran unabhängiger werden

die Erde und ihre Lebewesen in ihren Lebenszusammenhängen und Klimagleichgewichten möglichst wenig stören.

Stromwende – Wärmewende – Verkehrswende

Obwohl es an Erfolgsmeldungen über Einzelmaßnahmen und an Handlungs-empfehlungen* für die nächste Generation nicht mangelt, werden wichtige Grundsatz-fragen der Nachhaltigkeit noch immer nicht angegangen. Deutschland wirkt zwar in den Bemühungen sehr rege, wir versuchen jedoch derzeit lediglich, einen Teil unseres Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken. In anderen Sektoren wie Wärme-erzeugung und Verkehr passiert effektiv zu wenig oder sogar Gegensinniges. Mit dem Handel mit CO2-Emissionsrechten ist eine neue Spielwiese für Finanzjongleure entstanden, ein Anreiz zum Mindern von Emissionen geht davon nicht aus. Insgesamt wird die Natur kaum entlastet.

Aber auch in der Umgestaltung des Stromsektors stoßen wir mit dem bisherigen Herangehen an absolute Grenzen. Der boomartige Ausbau von Photovoltaik und Windkraft war nur möglich, da unsere bestehende Kraftwerkslandschaft und das Stromnetz ursprünglich mit vielen Sicherheiten und Überkapazitäten gebaut wurde und die fluktuierende, oft nicht zum Bedarf passende Stromerzeugung aus Wind und Sonne abpuffern konnte. Die Verträglichkeitsgrenze ist aber erreicht und der Ruf nach Subventionen für Stromspeicher verkennt, dass in den erforderlichen Größenordnungen keine Technologie zum Speichern von Strom zur Verfügung steht.

Was uns aus Labor und Technikum als Zukunftsoptionen (Power to Gas, PV+Batterien im Hauskeller, Elektromobilität) in Aussicht gestellt wird ist zu schwach, wenn man unseren hohen Energiebedarf fachkundig mit den Möglichkeiten, dem Rohstoffverbrauch und den möglichen Kapazitäten vergleicht. Es muss möglich werden, unseren enormen Energiebedarf in Frage zu stellen. Wie wir aus unserer Fachkenntnis zu diesen ungewohnten Einschätzungen kommen können Sie in den Einzelbeiträgen auf der linken Seitenhälfte detaillierter nachlesen.

Diese Aufzählung von Kritikpunkten richtet sich nicht gegen die Technologien selbst, deren Verbreitung und Weiterentwicklung. Vielmehr gerät die Technik in eine undankbare Rolle, die sie laut fachgerechten Energiebilanzen nicht bewältigen wird: Sie soll aus den begrenzten Ressourcen des Naturhaushaltes einen uneingeschränkten Energiekonsum ermöglichen, ohne Umweltschäden anzurichten.

Die Beobachtung, dass wir uns in Jahrzehnten sorglosen Kraftwerkbaus einen Umgang mit Strom angewöhnt haben, der heute unzeitgemäß ist, gehört dringend in die Wahrnehmung. Die Unstimmigkeit zwischen Konsumverhalten und Wissen über dessen Unhaltbarkeit wird u.a. durch das Fokussieren auf Energieeffizienz durch die Fachwelt und die Politik verschleiert. Die Auswirkungen übermäßigen Konsums in der Umwelt bemessen sich an absoluten Verbräuchen und Schadstoffmengen, und nicht an Effizienzlabels**. Dass solche einfachen Überlegungen fast institutionell verdrängt werden, ist Ausdruck einer Gesellschaft, die lediglich von Jahr zu Jahr weitermachen will (muss?) und das Angreifen von offensichlichen Grundsatzproblemen an die nächsten Generationen delegiert.

Dabei ist das Fernziel eigentlich klar: Wir werden unseren Bedarf an Energie aus erneuerbaren Quellen decken müssen und uns mit unserem Verbrauchsverhalten sowie mit unserer Technik an die Eigenheiten der erneuerbaren Energie wie fluktuierende Verfügbarkeit und geringe Energiedichten anpassen müssen. Der größte Widerstand gegen diese Energiewende liegt dabei aber nicht in der Begrenztheit der Natur oder der Technik (Lesetipp Josef Jenni siehe unten), sondern in der Trägheit unseres Alltags-bewusstseins. Dies macht Harald Welzer in dem unten empfohlenen Beitrag deutlich.

Welche Möglichkeiten haben wir noch kaum ergriffen ?

Worte und Taten sollen sich ergänzen – das eine soll das andere verdeutlichen. Deshalb wollen wir nicht nur technische Innovationen anbieten. Erfolgreiche Projekte zeigen, dass mit einem Schritt im Äußeren auch ein Fortschritt im Inneren einhergeht, der wirklich Hoffnung auf einen Paradigmenwechsel und eine tief greifende Energiewende weckt.

In den nachfolgend angeführten Aspekten ist der Mensch nicht nur als Energie-konsument in Abhängigkeit von der Technik angesprochen, sondern viel umfassender:

Wer seinen Wärmebedarf auch nur zum Teil mit Solarthermie deckt, bekommt mit der Zeit eine bessere Wahrnehmung für die Rhythmen der Jahreszeiten, der Witterung einer Region, des Sonnenlaufes und dafür, dass Energie noch weitere Eigenschaften hat als nur die physikalischen kWh. Es ist eine Form von Lebensqualität, sich in seiner Wohnumgebung mit der Sonnenwärme verbunden zu fühlen, anstatt sich um den Schutz vor Kälte zu sorgen. Der Mensch mit einer gesunden Regsamkeit fühlt sich von innen her wärmer und ist etwas unabhängiger von einer bestimmten Raumtemperatur.

Da der Winter naturgemäß eine Zeit ist, in der sich die Energie zurückzieht, müssen wir dann auf gespeicherte Sonnenenergie zurückgreifen. Holz ist unser bester natürlicher Speicher von Sonnenenergie und stammt aus Naturrhythmen der letzten 50 bis ca. 200 Jahre. Man kann sagen: praktisch aus dem aktuellen Naturgeschehen, verglichen mit fossilen Energieträgern (hunderte Mio. Jahre.) Ein Projektbeispiel von uns zeigt, wie mit dem Ertrag einer kleinen Waldfläche ein modernes, durchdachtes Haus beheizt werden kann. Lohnt es sich schon deshalb nicht, viel mehr über eine wirklich nachhaltige Bewirtschaftung des europäischen Waldes als Zukunftsprojekt nachzudenken anstatt sich weiter auf den globalen Öl- und Gasmarkt mit seiner verheerenden Rolle in der Weltpolitik zu verlassen?

Im Umgang mit Sonne und Holz kann der Mensch eine ansprechende Ästhetik empfinden. Es spricht wohl für sich, dass der Mensch vor dem Kontakt mit Erdöl, Gas und Strom Scheu bis hin zu Ekel oder Angst hat. Man kann sich einmal kurz vorstellen, man hält mit bloßen Händen in der einen Hand ein Holzscheit, in der anderen etwas Heizöl.

Erfahrungen*** zeigen, dass Menschen mit einem inneren Zugang zu der Ästhetik der Wärmequellen Sonne und Holz ein anderes Wärmeempfinden haben und sich in überheizten Räumen unwohl fühlen – sie mögen es durchaus 2-3 Grad kälter als üblich, was ca. 12-18% weniger Heizwärme verbraucht. Auch pflegen sie tendenziell eine klarere Trennung zwischen temperierten Wohn- und Arbeitsräumen und einem warmen Bad im Unterschied zu einem kühlen Schlafzimmer und unbeheiztem Flurbereich. Mehr als die rechnerischen 12% bewirkt der veränderte Umgang mit Energie, den man schließlich intuitiv auch bei Strom und Kraftstoff umsetzt.

Ein weiteres Beispiel: Der Autor beobachtet immer wieder, dass in seinem intensiv genutzten Haushalt nur etwa 35 Prozent des statistisch üblichen Stromverbrauchs vorliegt, obwohl dort keine übertriebenen Sparmaßnahmen ergriffen wurden. Bei diesem Lebensstil wäre der Haushaltsstromverbrauch bereits heute erneuerbar abgedeckt! (…vom ungelösten Speicherproblem einmal abgesehen..)

Bei diesen interdisziplinären Betrachtungen geht es nicht um eine übertriebene Sparsamkeit oder eine weiter ausufernde Reglementierung des Verhaltens. Durch eine zeitgemäße Wahrnehmung und einen naturgemäßen Umgang mit Energie und Wärme kann der einzelne mehr Eigenverantwortung entwickeln****. Je besser man die Herkunft seiner Nutzenergie kennt und den aufwändigen Beschaffungsweg selbst überschaut, desto natürlicher erscheint der wertschätzende Umgang mit Energie.

„Wir müssen Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch abkoppeln“ lautet ein Motto der Energiewende, das sich an äußerlichen Größen orientiert.

Wir können unser eigenes Selbstwertgefühl von einem Lebensstil mit hohem Energiekonsum abkoppeln“ … erweitert dies um innere Qualitäten.

von Bernd Klane, 02/2018

Seit den 1990er Jahren arbeiten wir fachlich an Umweltschutzthemen in Entwicklungsabteilungen großer Firmen und seit 2000 konzentriert an der Umsetzung der Energiewende, seit 12 Jahren in der Umstellung der Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien, vorzugsweise durch Solarthermie und Holzheizungen. In Vorlesungen und Vorträgen kommen wir in vielfältigen, interdisziplinären Erfahrungsaustausch.
Uns scheinen die Maßnahmen der Energiewende in der bisherigen Form nicht dem Zukunftsziel einer nachhaltigen Energiewirtschaft zu genügen, selbst im vergleichsweise klimaaktiven Deutschland. Wir sehen darüber hinaus den Klimawandel schneller ablaufen, als man sich
momentan öffentlich zu diskutieren traut.

Wichtige Aspekte und Zahlen der Energiewende in Deutschland dargestellt:

Betrachtet man den Verbrauch an Primärenergie (rot) und den Anteil an erneuerbaren Energien (grün), so richten wir mit aktuell 85% konventioneller Energie noch zu viel Schaden an.
Dennoch haben sich durch die Bemühungen des EEG im Stromsektor (gelb) bisher ca. 500 Mrd.€ Zahlungverpflichtungen akkumuliert. In vergleichbarer Größenordnung dürften die Bemühungen der EnEV im Gebäudesektor zu Buche schlagen.
Die Entwicklung der CO2-Emissionen Deutschlands (grau) zeigt dabei wenig Reduzierung. Wir haben bisher vor allem das Wirtschaftsgeschehen gefördert, der ursprünglich angestrebte Umwelteffekt ist gering. (Den CO2 – Klimaeffekt mag man bezweifeln, die Emissionen stehen jedoch auf alle Fälle für einen intensiven Raubbau an der Natur, der in allen Umweltkompartimenten offensichtlich ist.)

. . . die Konsequenzen

Wenn wir die Informationen und die Diskussion in Politik und Wirtschaft betrachten, fehlt uns das Ringen um ein schlüssiges Konzept, bei dem die heutigen Gegebenheiten und ein weitsichtiges Zukunftsziel zusammengebracht werden. Alle 5 Jahre wird von einem Partikularinteresse zu einem anderen geschwenkt, obwohl doch die ganz erheblichen Unstimmigkeiten leicht einzusehen sind. Diese kommen jedoch nicht in die Diskussion. Wir wollen daher die Aufmerksamkeit auf den heute noch wenig populären Ansatz einer wirklichen Energiewende fokussieren:
„Eine wirkliche Energiewende wird uns dahin bringen, unseren Energiebedarf aus regenerativen Quellen zu decken. Da diese Quellen von geringer Energiedichte sind und die Nutzung im nachhaltigen Maß begrenzt ist, müssen wir lernen unseren Verbrauch an den möglichen Zufluss aus der Natur anzupassen.“
Die Realität begrenzter Ressourcen legt uns nahe, ein Bewusstsein für Grenzen des Konsums zu entwickeln und unseren Energieverbrauch drastisch zu ändern. Wer suggeriert, wir könnten das Konsumverhalten aus 150 Jahren fossil versorgter Industrialisierung beibehalten und
lediglich durch technische Maßnahmen erneuerbar gestalten, verschleiert die Realität und lässt Vernunft und Einsichtsfähigkeit des Menschen außen vor.
Aus unserem Alltag der Heizungserneuerung wissen wir: Wer die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien anhand von Sonnenwärme oder Brennholz konkret vor Augen hat, ist von selbst zu einem zukunftsfähigen Energiekonsum bereit und senkt seinen Verbrauch in allen Lebensbereichen. Energieverbrauch muss fühlbar werden und die Begleiterscheinungen müssen erlebbar werden.
Bedroht etwa eine Bewusstseinsentwicklung zu wirklicher Vernunft die Interessen von Wirtschaft und Politik? Es handelt sich vor allem auch um einen Paradigmenwechsel.
Dies ist vor allem ein Prozess der Bewusstseinsbildung und der Wahrnehmung von den Naturreichen, den Möglichkeiten und Grenzen eines realistischen Haushaltens mit allen naturgegebenen Ressourcen (Wortbedeutung Ökologie). Ein persönliches Wahr-Nehmen der Natur der Erde und ihren vielseitigen Erscheinungen ist erforderlich.


Dezember 2018
Nachtrag Januar 2019: Aktuell wird von einem plötzlich verminderten Primärenergieverbrauch im Herbst 2018 berichtet. Dieser beruht jedoch stark auf Sondereffekten wie warmer Herbst, Konjunkturschwäche und hohem Benzinpreis und kann nicht als nachhaltige Trendwende gesehen werden.

https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2016/01/naturschutz-nachhaltigkeit-oekologie-protest-demonstrationen-protestkultur

Datenbasis dieses Positionspapiers:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/2_abb_thg-emissionen_2017-03-17_0.pdf
https://www.bdew.de/media/documents/Awh_20170710_Erneuerbare-Energien-EEG_2017.pdf
https://www.ag-energiebilanzen.de

von Bernd Klane, 03/2017

Der Umstieg auf Elektromobilität bietet uns für die Zukunft einige Vorteile. Einfache Energiebilanzen zeigen jedoch ein Grundsatzproblem, das bisher verschwiegen wird:
Woher sollen die erforderlichen Strommengen kommen?
Im Verkehrssektor wurden 2015 in der BRD etwa 683 TWh Mineralölprodukte verbraucht. Das entspricht etwa 205 TWh Nutzenergie. Oder einem Äquivalent von ca. 250 TWh Strom (Verluste im Stromnetz bis zum Antriebsrad des Autos mit 20% angesetzt).
Wir haben mit unserem deutschen Kraftwerkspark 2016 etwa 648 TWh Strom erzeugt. Davon schalten wir ab 2020 85 TWh aus Kernkraftwerken ab. Die Lücken sollen angeblich aus dem „europäischen Verbund“ von unseren „Energienachbarn“ gedeckt werden.
Gerne werden zu Werbezwecken PV-Module in Verbindung mit E-Mobilität gezeigt. Der deutsche PV-Park hat 2016 etwa 38 TWh Strom erzeugt und knapp 210 Mrd. Euro Fördergelder (verdeckt als EEG-Abgaben1)) gekostet. Grenzen des Stromnetzes deckeln nun den weiteren Ausbau der erneuerbaren Stromquellen in nennenswerten Größen. Verschleiernde Bilanzierungen unterscheiden oft nicht zwischen Primärenergie (Erzeugungskapazität für die Bereitstellung) und Nutzenergie (Stromverbrauch an der Ladestation).
Ist Stromspeichern mit P2G (Wind- und Sonnenstrom in Brenngas umwandeln, speichern, bei Bedarf wieder zu Strom umwandeln) eine Zukunftsoption? Das passt hinsichtlich Wandlungs-Verlusten, denkbaren Anlagenkapazitäten und Flexibilität gar nicht.
Wenn wir auch im Winter fahren wollen und das Fahrzeug nicht bei Sonne parkend am PV-Modul hängen soll, müssten wir für 50% Elektromobilität etwa 25% des aktuellen Kraftwerks-Bestand (Kohle, Gas, Erneuerbare) dazu bauen. „Grün“ wäre das nicht.
Kein Politiker, kein Thinktank2) und kein Stromversorger spricht mit der erforderlichen Klarheit über diese Unschlüssigkeit oder geht diese Großbaustelle einer zukünftigen Energieversorgung in angemessener Größenordnung an. Dies lässt einige Zweifel aufkommen, ob ein Umstieg in relevanter Dimension wirklich gedacht wird.
Vielleicht geht es ja lediglich darum, auf Zeit zu spielen. Es wird zwar etwas gegen die Luftschadstoffe in den Innenstädten unternommen, es werden neue Industriezweige aus öffentlichen Geldern generiert und die Schornsteine und Endlager ins Ausland verlagert. Die Grundsatzprobleme hingegen werden nicht angesprochen. Elektromobilität ist eine wichtige Zukunftsoption, die wir erschließen müssen. Es scheint aber unvernünftig, Grundsatzprobleme nicht zu identifizieren und zu benennen.

B.Klane März 2017

Ergänzung im Mai 2023 : In einem Artikel der Berliner Zeitung werden die Schwierigkeiten angedeutet, eine wachsende Zahl von Wärmepumpen und Elektroautomobilen bedarfsgerecht mit Strom zu versorgen. Der Artikel benennt zwar den Kapazitätsmangel der Übertragungsnetze, fragt aber nicht, woher der Strom überhaupt kommen soll.

Quellen:
UBA: Energieverbrauch … : https://www.umweltbundesamt.de/daten/energiebereitstellung-
verbrauch/energieverbrauch-nach-energietraegern-sektoren
1) BDEW: https://www.bdew.de/internet.nsf/id/energie-info-erneuerbare-energien-und-das-eeg-zahlen-
fakten-grafiken-2017-de?open&ccm=900030
2) Nachtrag im November 2017 : http://www.zeit.de/mobilitaet/2017-11/elektromobilitaet-emissionen-
elektroautos-kritik
Auch interessant : http://www.ag-energiebilanzen.de/6-0-Primaerenergieverbrauch.htm

Der Autor dieses Buches ist Professor für Regenerative Energien und hat als promovierter Physiker mehr als 15 Jahre bei Siemens die gesamte Bandbreite der von der Energiewende betroffenen Industriebranchen in verschiedensten Positionen miterlebt – von der Automatisierung ostdeutscher Braunkohlekraftwerke  und der Automobilfertigung bis hin zum Aufstieg und Fall der deutschen Solarindustrie. Manche seiner Betrachtungen aus verschiedenen Perspektiven ergeben überraschende Aspekte und räumen auf mit gut gemeinten, aber in der Realität wenig wirksamen Vorschlägen zum Klimaschutz. Interessant sind auch die Betrachtungen welche psychischen Schwächen des Menschen in der Energiewende eine Rolle spielen.

Springer Verlag, ISBN 978-3-658-30277-1

Die Notwendigkeit eines inneren Fortschritt unserer Industriegesellschaft, die u.a. im Buch „Faktor Fünf“ von den Kollegen v.Weizsäcker, Hargroves und Smith jüngst gefordert wurde, hat bereits in den 1970er Jahren Erich Fromm in seinem Buch Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ beschrieben. Seine Darstellung zeigte damals schon, wie unsere materialistische Fortschrittsgläubigkeit das Individuelle im Menschen, das Zusammenleben der Menschen und auch unsere Umwelt schädigt. Weitgehend unbemerkt ist dies in vielen kleinen Schritten für uns längst zur Normalität geworden. In dieser Normalität bewerten wir Schäden in Kennzahlensystemen (CO2-Gehalt, Zielvorstellung 2-Grad Erwärmung etc.), nehmen aber kaum noch die Zerstörung und das unmittelbare Leid wahr.
Fromms Blick auf die seelische Seite des Menschseins mündet in die Beschreibung eines individuellen Entwicklungsschritts vom Haben zum Sein. Ohne Schritte in diese Richtung wird unsere Gesellschaft die Vorschläge von v.Weizsäcker, Hargroves und Smith aus „Faktor fünf“ kaum zur Umsetzung bringen. Dafür wird es viel mehr Entschlossenheit brauchen.
Ernst Ulrich von Weizsäcker fasst mit den Kollegen K.Hargroves und M.Smith in dem Buch „Faktor fünf“ aktuelle Erkenntnisse über die Auswirkungen unserer Wirtschaftsweise auf die Ökologie der Erde zusammen und stellt aus allen Lebensbereichen Beispiele für die Entwicklung eines nachhaltigen Lebens zusammen. Trotz der vielen dargestellten Projekte der Hoffnung sprechen sie aber auch die Notwendigkeit eines inneren Fortschrittes der Menschen an.
 
Diese Notwendigkeit eines inneren Fortschritts unserer Industriegesellschaft wurde bereits in den 1970er Jahren von Erich Fromm in seinem Buch Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ beschrieben.
Die Folgen einer gefährlichen Abhängigkeit
Wie hat der Erdölboom unsere heutige Industrie- und Konsumgesellschaft geprägt? Das fossile Zeitalter begann mit der Kohle im 18. Jahrhundert und intensivierte sich durch die Erdölindustrie im 19. bzw. insbesondere im 20.Jahrhundert.
 
Eindrücklich beschreibt der Autor den Beginn und Verlauf des Erdölzeitalters bis heute, den Kampf ums Erdöl in der Weltpolitik und in Europa. Sowohl der Wohlstand, der auf der industriellen Nutzung der fossilen Brennstoffe basiert als auch die Grenzen des Wachstums, die Grenzen des sog. Erdölrausches, der Europa in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts erfasst hatte, kommen zur Sprache.
 
Das Verständnis der Machtstrukturen und der Marktmechanismen ist um so aktueller, da Deutschland gerade auf dem Weg in das neue „Erdgaszeitalter“ ist, während der öffentliche Schein die Energiewende zu den Erneuerbaren in den Vordergrund der Diskussion stellt.
 …wir betreiben Naturschutz mit den Mitteln des Kapitalismus. Das kann nicht gutgehen.“ Hier geht es zum Originalartikel aus ZEIT-online vom 04.04.2016.
 
Wie kommt die Industriegesellschaft voran auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit? Täglich lesen wir hochoptimistische Berichte über erreichte Meilensteine zu diesem Ziel, während fachkundiges Recherchieren ein ganz anderes Bild offenlegt:
Produkte  und Verfahren rund um die Energiewende sind zu einem ökonomischen Erfolgsmodell geworden. Hunderte von Milliarden Euro wurden dabei weitgehend unerkannt allein in Deutschland verschoben und neue Institutionen werden gegründet – ein Riesengeschäft rund um EEG und Co.
Wir erreichen zu wenig. Aus Sicht der Umwelt bilanziert bleibt das dringend notwendige Ergebnis aus: die Belastungen und der Raubbau an der Natur nehmen selbst im ökofortschrittlichen Deutschland bei präzisem Hinschauen gar nicht signifikant ab, sondern akkumulieren sich praktisch ungebremst.
 
Die gewachsene Einsicht und der Wille zu nachhaltiger Lebensweise werden zunehmend umgelenkt für die Generierung neuer Märkte und Produkte, die sich aber offensichtlich von den ursprünglichen Notwendigkeiten entkoppelt haben.
 
Der Artikel von Harald Welzer macht die gesellschaftlichen und soziologischen Aspekte verständlich, die eigentlich naheliegende Schritte zu Nachhaltigkeit bremsen.
Der Autor zählt zu den „Solarpionieren“, die Sinn für die Erfordernisse der Zeit, Fachwissen und Unternehmensgeist vereinen. Für ein breites Publikum stellt er in diesem Buch die Generationsaufgabe der Energiewende dar und zeigt technische Möglichkeiten überschaubar auf.
Er benennt aber auch Fehlentwicklungen und Hemmnisse in unserem Wirtschaftssystem und unseren Denkgewohnheiten und zwar in einer Art, die verdeutlicht:  Wir sind es selbst die reflektieren und handeln können.
 
Durch die einfache Darstellung von Energiesystemen fürs Haus ist der technische Teil des Buches auch als Ratgeber und Entscheidungshilfe für Hausbauer und Hausrenovierer wertvoll.
 
Das Lesen weckt einerseits Betroffenheit, dann aber auch klare Gedanken und Tatendrang.
 
102 Seiten mit vielen Diagrammen und Zeichnungen und Fotos.
ISBN 978-3-906558-04-2